Revanche nicht geglückt. Ich bin ein Liverpool- und Klopp-Fan. Das Champions-League Finale verlief also nicht wunschgemäß für mich. Der Real-Torhüter Courtois hatte einen überragenden Tag. Überhaupt eine großartige Saison gespielt.
Stell dir vor du bist Trainer: schickst du in so einem wichtigen Spiel jemanden mit Formproblemen aufs Feld, der dieses Jahr nicht an seine Top-Leistungen aus dem Vorjahr anknüpfen konnte?
Oder lieber einen jungen Hungrigen, der seit Monaten konstant gute Leistungen zeigt?
Klar kann der alte Haudegen einen außergewöhnlich guten Tag haben.
Die Wahrscheinlichkeit spricht allerdings für die Konstanz. Für den Trend.
Trotzdem ist es aktuell sehr in Mode, von Schnäppchen am Aktienmarkt zu sprechen. Von einer Chance des Jahrzehnts.
Der Griff ins fallende Messer
Ja, natürlich kannst du manchmal ein hervorragendes Timing haben beim Griff ins sogenannte fallende Messer. Aber mal ehrlich, ist das dann mehr Glück oder hast du tatsächlich eine Strategie dafür?
Ich versuche die technischen Probleme kurz zu skizzieren, die eine massiv billiger gewordene Aktie erst überwinden muss auf dem Weg zu neuen Hochs.
Wichtig dabei: ich spreche nicht von harmlosen Korrekturen von 10-30%, die jede noch so gesunde Aktie regelmäßig durchmacht. Sondern von verprügelten Aktien.
Der Bully der auf dem Kurs hockt
Der erste Chart zeigt Peloton im Wochenchart. Eine sehr fleißig diskutierte Aktie mit vielen Fans. Und vielen Problemen. Offensichtlich.
Denn sie ist jetzt 92% billiger zu haben als am Allzeithoch. Ein 1A-Schnäppchen, oder?
Tatsächlich deuten der schöne Hammer vor drei Wochen mit guten Umsätzen und der aktuelle Dragonfly-Doji auf eine potentielle Entspannung hin.
Gut, dann also Feuer frei?
Lassen wir kurzfristige Gegenreaktionen mal außer Acht. Wir wollen den Jackpot. Das Allzeithoch. Und damit ein Potential von +1.000% in den nächsten 2-3 Jahren.
Damit der Kurs steigt, muss die Nachfrage das Angebot übersteigen.
Overhead Supply als Hindernislauf
Nehmen wir mal an der Kurs steigt tatsächlich an die Zone 1. Hier gab es Anfang des Jahres den gescheiterten Versuch einer Bodenbildung.
Frühe Käufer sind hier schon um die 40% im Gewinn. Die wird es in den Fingern jucken, Buchgewinne zu realisieren. Ergo, es kommt zu vermehrtem Angebot und damit Druck auf den Kurs.
Das ist noch nicht alles. Alle, die an der Zone 1 gekauft haben in der Erwartung einer Bodenbildung, und ohne Stopp-Loss “investieren”, haben schlaflose Nächte hinter sich. Die Hälfte ihres Einsatzes war in nur vier Wochen weg!
Aua, wenn das die Frau erfährt.
Nun sind sie endlich, endlich die erdrückenden Buchverluste los und sind wieder auf Einstand. Puh, mit einem blauen Auge davongekommen, raus aus der Aktie. Das Angebot erhöht sich weiter.
Sollte Zone 1 dann überwunden werden, warten noch vier weitere ähnliche Liquiditätszonen darauf, fleißig Widerstand zu leisten.
In Englisch nennt sich das Overhead Supply. Ich nenne es den Bully an der Schule, an dem du erst vorbei musst, damit er dir dein Pausengeld nicht abknöpft.
Der hier war besonders fies, kennen sicher noch einige alte Hasen, die “Volksaktie” Deutsche Telekom (Monatschart).
Tut mir leid falls ich bei dem ein oder anderen schmerzhafte Leichen aus dem Keller hole.
DTE ist, wie der Zufall es will, auch um etwa 92% eingebrochen nach seinem Rekordhoch.
Ist nach jahrelanger vergeblicher Gegenwehr gerade erst dabei, endlich jenen Bully abzuschütteln, der unter 20 EUR auf ihm hockte und die Luft abschnürte.
Konstanz > Heldentaten
Warum nicht den Weg des geringsten Widerstandes gehen? Märkte und Titel wählen, die kein Damoklesschwert über sich hängen haben?
Es gibt immer Sektoren und Einzeltitel mit relativer Stärke, auch in Zeiten wie wir sie aktuell erleben.
Energietitel etwa, sowohl Oldschool als auch Green Energy. Einer meiner Longs mit Stand heute: Devon Energy. Seit Ende 2020 im Aufwärtstrend, liegen nur noch nicht mehr relevante Uralt-Hochs von früher über dem aktuellen Kurs. Macht laufend höhere Hochs und Tiefs. Ein ziemlicher No-Brainer für Trendfolger.
Aufregend? Nervenkitzel? Nö.
Und das soll Trading auch nicht sein. Sondern routiniertes Business. Habe stur ein neues Hoch gekauft am 4. Mai wegen sehr bullischem Volumenbild.
Und 1,5 ATR Platz gelassen bis zum Stopp, weil es oft zu Re-Tests des Ausbruchsbereichs kommt.
Ich weiß, es ist schön der Held zu sein, der sagen kann “sieh mal, praktisch am Tief gekauft“.
Erstens verschweigen viele dabei, wie oft sie schon nachgekauft haben auf dem Weg nach unten.
Zweitens geht es im Trading nicht um Heldentum. Sondern darum, eine Strategie mit positiver Gewinnerwartung aufzubauen.
Es kann so einfach sein
Natürlich kann dieser Artikel auch just am Tiefpunkt rauskommen, bevor es wieder steil nach oben geht. Dann kann man gerne mit dem Finger auf mich zeigen und mich auslachen. Würde mich netto aber freuen, habe aktuell nämlich mehr Longs als Shorts im Depot. Es geht nicht darum Recht zu behalten. Sondern Geld zu verdienen.
Relative Stärke kaufen und relative Schwäche verkaufen ist dabei nicht der schlechteste Start. Das noch mit Volumen und Price-Action verknüpft…aber das weißt du ja bereits, wenn du schon länger Leser meines kostenlosen Newsletters bist.
Apropos, diesen Artikel gab es zuerst wie immer für meine treuen Leser per E-Mail, jeden Sonntag um 10 Uhr in deinem Posteingang. Wenn du dich ebenso für smartes Trading interessierst abonniere ihn hier.
Hab einen tollen Start in die neue Handelswoche,
Michael
PS: meine Learnings richten sich an Trader. Nicht an Langfristanleger. Meinen FTSE All World-ETF kaufe ich auch stur jeden Monat nach. Hat aber weder etwas mit Trading zu tun. Noch mit Bottom-Fishing. Wer in fallende Messer greift, muss entweder einen ganz konkreten, sehr speziellen Handelsplan verfolgen. Oder er handelt emotional. Und wie DAS ausgeht wissen wir alle. Eigentlich.
Schreib mir gerne wenn du was auf dem Herzen hast.
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